e-Medikation – Implementierung extramural

Wie ist Status Quo der IT-Ausstattung beim niedergelassenen Kassenarzt?

 

Seit der Einführung der e-card sind mehr als 10 Jahre vergangen, die Ausstattung mit IT Systemen ist in diesem Zeitraum von ca. 40 Prozent auf weit über 90 Prozent gestiegen. Die Abwicklung der Ordinationsprozesse wie Verwaltung, medizinische Dokumentation, Rezeptdruck, Formularwesen und Abrechnung sind weitgehend im Ordinationsalltag etabliert und Routine.

Ebenso ist der Austausch von Informationen im Gesundheitswesen mit allen beteiligten GDAs und der SV zu einem großen Teil bereits elektronisch umgesetzt. Beispiele dafür sind:

• die „Krankenstandsmeldung und -abmeldung“
• das „Arzneimittel Bewilligungs Service (ABS)“
• die elektronische Laborzuweisung oder
• die flächendeckende Versendung von Labor-, Facharzt- und Krankenhausbefunden über die privaten Befundnetzwerke, wo mehr als 20 Millionen Dokumente pro Jahr elektronisch zugestellt werden.

Der Austausch der Medikationsinformation des Patienten war daher ein weiterer logischer Schritt in der Vernetzung des Gesundheitswesens.

Wie Rainer Schügerl bereits in seinem Artikel „Die e-Medikation als ELGA-Anwendung“ dargestellt hat, wurde diese Überlegung bereits 2007 als erstes Pilotprojekt in Salzburg realisiert.

Aus Sicht der Softwarehersteller war daher die Entscheidung, die e-Medikation als ELGA-Projekt auf Basis IHE zu implementieren, die einzig logische und zielführende Methode. Auch an dieser Stelle darf ich auf die detailreichen Ausführungen von Rainer Schügerl verweisen.

 

Technische Implementierung von eMed-AT für den extramuralen GDA

„Im ersten Quartal 2015 haben wir begonnen, uns mit der umfangreichen Dokumentation – dem relevanten CDA-Leitfaden – zu befassen. In mehreren Workshops haben wir gemeinsam mit Jürgen Brandstätter (Co-chair, IHE Pharmacy Committee) die einzelnen Workflows bis auf Feldebene analysiert um die nötigen Funktionen für unsere Arztsysteme zu verstehen“, sagt Christoph Unfried, Entwicklungsverantwortlicher der HCS GmbH. „Unser Anspruch war, die Entwicklung einer nativen IHE-Schnittstelle, die von beliebigen GDA-Systemen genutzt werden kann. In der Compugroup bedienen wir damit alleine drei unterschiedliche Arztsysteme. Der Entwicklungsaufwand für die IHE-Komponenten gestaltete sich dazu gering, da alle Transaktionen auf bestehenden IHE-Profilen aufgebaut sind. Lediglich die Verarbeitung der e-Med ID ist ein österreichisches Spezifikum und daher extra zu entwickeln. Bereits zum Connectathon 2015 konnten wir erste Pharmacy-Profile positiv prüfen lassen.“

Nach Umsetzung und Test der IHE-Komponenten wurden alle nötigen Funktionen in einer REST API für die Einbindung in den jeweiligen Applikationen der Arztsoftware zusammengefasst und mit einer umfangreichen Protokoll- und Cache-Funktion erweitert. Damit stand die „C-BOX“, eine gekapselte Komponente für die Anbindung der Arztsysteme an ELGA, bereit.

 

Rechtlich-organisatorisches Umfeld

Eine korrekte Umsetzung der e-Medikation verlangt neben der technisch einwandfreien Einbindung aber auch die Berücksichtigung der rechtlichen und organisatorischen Gegebenheiten, die sich aus den GTelG 2012 und den Verordnungen, speziell § 14,15,16, dazu ergeben.

„Die größte Herausforderung sah ich darin, dass alle im Entwicklungsprozess involvierten Personen die organisatorischen und rechtlichen Hintergründe von ELGA verstehen und in den Applikationen entsprechend umsetzen können. Besondere Aufmerksamkeit war dabei auf die unterschiedliche Interpretation der Leitfäden durch Ärztekammer und SVC bei der Befüllung der einzelnen Feldinhalte zu richten“, sagt Doris Steiner, die für das ELGA Produktmanagement in der CGM Arztsysteme Österreich GmbH verantwortlich ist.

 

Anwenderfreundliche Lösung

„Spannend war auch die Umsetzung einer anwenderfreundlichen Lösung zur Abbildung des situativen Opt-out. Dazu mussten wir großen Zeitaufwand in die Festlegung der Umsetzungsdefinitionen in Kauf nehmen. Die Umsetzung von e-Medikation bedurfte auch einiger Erweiterungen in der bestehenden Arzt-Software, wie z.B. die Anpassung von Detailworkflows bei der Verordnung, aber im Wesentlichen hatten wir keine gröberen technischen Stolpersteine zu überwinden.“

 

Strikter Zugriff auf ELGA

„Sicherzustellen ist auch der Zugriff auf ELGA, wenn die e-card bei der Verordnung der Medikamente nicht gesteckt werden kann. Solche Fälle kommen bei Hausbesuchen oder bei Patienten in Pflegeeinrichtungen vor. In der Praxis löst sich diese Situation meist durch die Tatsache, dass es zwischen dem betroffenen Patienten und dem Arzt ein aufrechtes Behandlungsverhältnis gibt, oder die Medikamente bei der Abgabe in der Apotheke erfasst werden. Dennoch müssen derartige Gegebenheiten in der Software berücksichtigt werden.“

 

Performance der e-Medikation im Ordinationsalltag

„Die Performance war mit unserem ersten Ansatz eines sequentiellen Abbildens bzw. Abarbeitens der e-Medikation für unsere Anwender nicht tragbar. Während der Medikamentenverordnung mit e-Medikation zu kommunizieren, war nicht praktikabel. Für den Endausbau haben wir aber auf die Variante des asynchronen Hochladens gewechselt und ersparen so dem Anwender jegliche Wartezeiten bei der Bereitstellung der e-Medikationsdaten in ELGA.“

Die Anwender sind aktuell mit der softwaretechnischen Einbindung von e-Medikation sehr zufrieden, die bestehenden Abläufe der Rezeptschreibung sind nahezu unverändert und verursachen keinen Mehraufwand. Einzig die Dokumentation des situativen Opt-out bzw. die Ausnahme von einzelnen Medikamenten beim Speichern in ELGA ist ein geringer Mehraufwand für die Anwender.

 

e-Medikation ist ELGA-ready

Nach nunmehr fünf Monaten Erfahrung im Routinebetrieb der e-Medikation im Ordinationsalltag und durchwegs positiver Rückmeldung der Anwender und Patienten sind die Softwarehersteller bereit für den weiteren Roll-out.

 

Eduard Schebesta
HCS GmbH

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Über den Autor

Ing. Eduard Schebesta

Fachverband Unternehmensberatung u. IT HCS GmbH

Hr. Schebesta befasst sich seit 1986 mit der Entwicklung und Vertrieb von Medizinsoftware. Hat als Mitgründer und Geschäftsführer der MCW GmbH den Markt für Arztsysteme wesentlich mit geprägt und 1994 mit der Gründung der medical net GmbH die Österreich weite elektronische Vernetzung in der Medizin etabliert. Die daraus entstandene HCS GmbH ist seit 2011 zu 100% Teil der Compugroup.
Eduard Schebesta ist Sprecher der Industrieplattform Medizinsoftware und Präsident des ÖMS, des Verbandes Österreichischer Medizinsoftware-Hersteller.

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