IHE als Standard im Gesundheitswesen – Vermeidung von Medienbrüchen

By 29/10/2019Aktuelles, Allgemein

Als international tätige Initiative von Anwendern und Herstellern im Gesundheitsbereich verfolgt IHE das Ziel, den Datenaustausch zwischen IT-Systemen im Gesundheitswesen zu standardisieren und harmonisieren. Das technische Rahmenwerk (IHE Framework) soll als Grundlage zur Gewährleistung der Interoperabilität dienen. Die Mitglieder in Österreich sind nahezu alle namhaften Stakeholder/Technologieanbieter im Gesundheitswesen als auch Gesundheitseinrichtungen, Gesundheitsdienstleister, Krankenhaus- und Versicherungsanstalten, Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Privatpersonen und Studenten.

IHE setzt sich nachdrücklich für die Vermeidung von Medienbrüchen durch konsequente Anwendung des Befund- und Bilddatenaustauschs über ELGA-Infrastruktur ein (ausdrucken und nachfolgendes einscannen, Verwendung von portablen Medien sowie den Einsatz von elektronischer, handschriftlicher Unterschrift ermöglichen). Dadurch wäre zudem eine Kostendämpfung erreichbar. Konkret sollten vorhandene IHE-Lösungen genutzt werden, um Doppelgleisigkeiten elektronischer Systeme zu beseitigen – solche herrschen derzeit bei E-Medikation, E-Rezept oder Versicherungsdaten vor. Die ELGA Infrastruktur ist beispielsweise in Krankenhäusern erfolgreich auf IHE-Basis umgesetzt worden und läuft gut. Die Kosten-/Nutzenverteilung inkl. Finanzierung ist ein Erfolgsfaktor, da die ELGA Anschubfinanzierung für ELGA wurde gewährt und auch der Gesamtvertrag SV-ÄK für die Abgeltung von eLeistungen.

Eine höhere Geschwindigkeit würde eine Verbesserung mit sich führen, um

a) Die Akzeptanz in der Bevölkerung zu heben

b) zu verhindern, dass regionale statt nationale Lösungen umgesetzt werden

c) schnelleres ELGA-Release zu gewährleisten

d) die im Evaluierungsbericht des E-Befunds definierten erforderlichen Maßnahmen zeitgerecht umzusetzen.

Zum Hintergrund: Grundsteinlegung für Standards im Gesundheitswesen – auf dem Weg zur Digitalisierung

Beschluss der Bundesgesundheitskommission

Bereits mit 4. Mai 2007 hat die Bundesgesundheitskommission die Verwendung internationaler, einheitlicher Standards für einen nahtlosen, transparenten und strukturierten Datenaustausch zwischen IT-Systemen beschlossen und nennt explizit das IHE Framework in diesem Zusammenhang[1]. In einem Brief von Mag. Prenner im Juni 2007 wurde dies auch vom Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jungend an das UBIT kommuniziert.

Beschluss der EU-Kommission

Die EU hat ebenfalls die Vorteile der IHE Profile für die Interoperabilität erkannt und dies mit dem Beschluss (EU) 2015/1302 der Kommission vom 28. Juli 2015 zur Festlegung von „Integrating the Healthcare Enterprise“-Profilen, auf die bei der Vergabe öffentlicher Aufträge Bezug genommen werden kann, untermauert.[2]

Im letzten Regierungsprogramm wird der Trend zur Digitalisierung mit konkreten Forderungen deutlich, etwa im Kapitel „Staat und Europa / Verwaltungsreform und Verfassung“:

  • Verbesserter Zugang zu den ÖNORMEN für Gebietskörperschaften. Hier kann IHE als Vorbild dienen, da alle Unterlagen frei im Internet verfügbar sind.
  • E-Government: Schaffung einheitlicher und durchgängiger IT-Systeme, Reduktion von Medienbrüchen.
  • Bereitstellung von sicheren mobilen Interaktionen von Bürger zu Staat und umgekehrt. Hierzu bietet IHE bereits Lösungen für den Zugriff auf Gesundheitsdaten.

Ein weiterer Schwerpunkt dazu findet sich im Bereich „Zukunft und Gesellschaft / Innovation und Digitalisierung“:

  • Pilotprojekt „Digitale Identität“: Einführung einer flächendeckenden sicheren digitalen Identität für einen sicheren und persönlichen Umgang mit den eigenen Daten.
  • Ausbau und Verbesserung von eHealth-Lösungen (z.B. ELGA) zur besseren Versorgung mit Gesundheitsdienstleistungen und zur Förderung der Prävention.

Besonders im Kapitel „Fairness und Gerechtigkeit / Gesundheit“ kann IHE Austria zu den Zieldefinitionen

  • Ausbau von Digitalisierung und Telemedizin sowie
  • Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem verbessern

wesentliche Beiträge leisten, denn diese Vorhaben sind nur durch eine Standardisierung der Lösungen auf internationalem Niveau zu erreichen.

 

 

[1] Siehe dazu: „IHE Framework: Das auf dieser Basis fortgeschriebene technische Rahmenwerk definiert sogenannte „Integrationsprofile.“ Diese beschreiben Anforderungen des Gesundheitswesens, geben Implementierungshilfen und machen genaue Vorgaben zur Nutzung von Schnittstellen zwischen den beteiligten Systemen. Stand März 2018.

[2] Beschluss 205/1302 Stand März 2018.

Wien am 11. September 2019, der IHE Austria Vorstand

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