Unter dem Motto „IHE als Innovationstreiber für Zukunftstechnologien“ fand der IHE Day 2023 am 8. November im TechGate Wien statt. Das Event bot spannende Impulse und Perspektiven für die IT im Gesundheitsbereich in Österreich und Europa.
Bericht IHE-Europe
Andreas Klingler stellte in seiner Funktion als IHE-Europe Vendor Co-Chair die aktuellen und zukünftigen Aktivitäten von IHE Europe vor. IHE Europe vereint 11 National IHE Deployment Committees darunter auch Österreich, das, wie Andreas Klingler betone, sehr aktiv ist. Darüber hinaus sind 13 Unternemen aus der Industrie an den Aktivitäten der IHE beteiligt. Oft werde er gefragt ob IHE noch zeitgemäß sei: „IHE ist der digitale Türöffner für Interoperabilität im Gesundheitswesen. IHE ist die Grundlage für viele Produkte und Projekte auf regionaler und EU-Ebene, erleichtert die Implementierung durch Tests und basiert auf international bewährten Konzepten“. Seit 2001 finden jährlich Connectathons statt, zuletzt im September 2023 in Rennes mit 208 Teilnehmern aus 52 Organisationen und 18 Ländern. In insgesamt 1876 Tests wurden 66 Systeme sowie 85 IHE Profile geprüft. Die Top Ten der getesteten IHE-Profile:
- CT – Consistent Time
- ATNA – Audit Trail and Node Authentication
- XDS.b – Cross Enterprise Document Sharing
- SWF.b – Scheduled Workflow
- XUA – Cross Enterprise User Authentication
- PIX – Patient Identifier Cross-Referencing
- PAM – Patient Administration Management
- MHD – Mobile access to Health Documents
- PDQm – Patient Demographics Query for mobile
- PDQ – Patient Demographics Query
- RMD – Remove Metadata and Documents
Abschließend stellte Klingler eine Reihe von aktuellen und neuen Projekten, Arbeitsgruppen und Plattformen vor, darunter XpanDH, IHE Sharazone, eine 24-7 Plattform, zum Testen von DICOM- Objekten, die AI Interest Group for Imaging, das Certified Professional Programm, das IHE Affairs Commitee und das eigenständige agierende IHE Catalyst. Er ist sich sicher: „„IHE trägt wesentlich zum Fundament für die Digitalisierung des Gesundheitswesens bei, auch auf EU Ebene, wie beim Eurpean Health Data Space“. Dennoch gebe noch viel zu tun, um das Wissen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Bericht IHE- Europe und IHE International
Alexander Schanner stellt Aktivitäten von IHE International und IHE Europe dar. IHE International und HL7 betreiben das gemeinsame Projekt „Gemini“. Das Joint Initiative Council (JIC) beschäftigt sich mit der Standardisierung im Bereich Global Health Informatics, wie z.B. dem International Patient Summary. Es vereint und vernetzt IHE, HL7, LOINC, ISO, DICOM sowie in diesem Bereich tätige Unternehmen und wird von der WHO und der OECD unterstützt.
Schwerpunkte von IHE Europe sind neben der Durchführung der IHE Connectathons die „Multi-Country Working Group (MC WG) on Image Information Sharing” sowie eine Taskforce zum European Health Data Space (EHDS).
Aus der Multi Countries Working Group on Image Information Sharing wurde die Lösung von Quebec in Canada vorgestellt, bei der es nicht nur um Bilddaten aus der Radiologie geht, sondern zukunftsweisend auch um Daten aus anderen Disziplinen, wie beispielsweise Kardiologie, Ophthalmologie, Endoskopie und Zahnmedizin. „Was sich in diesem Projekt zeigt, ist, dass auch die bestehenden PACS Systeme sowie Bilddatenarchive erneuert werden müssen um den neuen Anforderungen gerecht zu werden und dass SaaS Modelle auf dem Vormarsch sind. Interessant ist, dass in diesem Bereich FHIR nur begrenzt genutzt bzw. angeboten wird.“
Die Taskforce zu EHDS bereitet sich vor, geeignete Testtools für kommende Connect-Athons und Project-Athons bereitzustellen. Damit soll ermöglicht werden, dass der europaweite Austausch von Lab-Results, Medical Images und Discharge Reports von der Entstehung (Source) über die Austausch-Infrastruktur bis zur Nutzung (Consumer) professionell getestet werden kann. Die Guidelines für diese medizinischen Datenarten werden für den Beginn 2024 erwartet und werden in der Folge auch massive Auswirkungen auf die IT-System bei den verschiedenen Gesundheitsdienste-Anbietern haben. Die von EHDS vorgegebenen Übergangsfristen sollten dazu genutzt werden, bei jeglichen Änderungen der GDA-System, diese in Richtung EHDS-Vorgaben weiter zu entwickeln.
Im September 2023 wurde der IHE-Connectathon in Rennen (FR) gemeinsam mit dem IHE Experience-Day erfolgreich abgewickelt. Der nächste IHE-Connectathon wird in Triest (IT) vom 3. bis zum 7. Juni 2024 stattfinden. Schanner lädt österreichische Software-Hersteller ein, mit ihren Produkten am Connect-Athon in Triest teilzunehmen.
IHE als Teil der integrierten Unternehmensstrategie
Andreas Klingler ging in seiner Funktion als Head of Interoperability Competence Center bei Siemens Healthineers der Frage nach warum die Industrie von der Standardisierung und der IHE profitiert. In der Produktentwicklung sind dies die Wiederverwendung von „Best-Practice“-Richtlinien für die Anwendung von Standards, Wiederverwendung von etablierten ganzheitlichen Konzepten, die Wiederverwendung von etablierten und bewährten Datenmodellen sowie Know-how-Transfer und Austausch. Im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit sieht Klingler Chancen in der globale Erfüllung von Standardisierungsanforderungen der Kunden sowie in der Erfüllung von Projekt- und Workflow-Anforderungen aus dem globalen Markt und in der Erleichterung des Deployments innerhalb der Kundenlandschaft. Nicht zuletzt könne durch Standardisierung auch ein optimales Total Cost Ownership (TCO) gewährleistet werden.
European Health Data Spaces (EHDS) und Österreich
Helene Prenner von der ELGA GmbH war online zugeschaltet und berichtete über den European Health Data Space und wie die Umsetzung in Österreich geplant ist. Ein „Seamless Health Data Exchange“ ist ihre Version. „COVID war ein Relevanzbeschleuniger, aber wir haben in Europa noch viel Aufholbedarf, was den Datenaustausch und die -nutzung über unsere Grenzen hinweg betrifft“.
EHDS stehe auf drei Säulen – sicherer Zugang, Austausch und Stärkung der aufgeklärten Mitwirkung der Bürger. Darüber hinaus sei EHDS der erste regulierte Datenraum. Sie erläuterte die beiden im EHDS nun neu definierten Begriffe myhealth@eu und healthdata@eu. Myhealth@eu bezieht sich auf die Primärdatennutzung während Healthdata@eu sich mit der Wiederverwendung von Gesundheitsdaten, also Sekundärdatennutzung, beschäftigt.
„Mit ELGA haben wir bereits einige Grundlagen für den EHDS geschaffen und mit den ersten Schritten für die Primärdatennutzung begonnen. „Das erste Service, das EU-Rezept (ePrescription / eDispensation), wird bereits Ende 2024 live gehen. Je nach Verhandlungsverlauf könnte der EHDS bereits im nächsten Juni auf EU-Ebene beschlossen werden, vorbehaltlich einer inhaltlichen Einigung aller Mitgliedsstaaten.“
Das IDERHA EHDS Projekt
Zum Abschluss des IHE Days präsentierte Lukas Rohatsch in Vertretung von Stefan Sauermann von der FH Technikum Wien einige Eindrücke aus dem im April gestarteten Projekt IDERHA. IDERHA steht für „Integration of Heterogeneous Data and Evidence towards Regulatory and HTA Acceptance“ und hat zum Ziel speziell die Daten von Lungenkrebspatient*innen besser zugänglich zu machen und zu nutzen um in Zukunft neue Chancen für individuelle Therapien und Heilung zu ermöglichen.
Die IHE-Austria bedankt sich für die spannenden Vorträge und die rege Beteiligung online und Vorort!
Weiterführende Links
Joint Initiative Council (JIC)
IHE Certified Professional Programm
Multi-country Working Group on Imaging Information Sharing
IHE Connectathon Triest 3.-7.Juni 2024