IHE Day 2024 – Eine Nachlese

By 02/12/2024Aktuelles, Allgemein

IHE Day Nachlese

 

Mitte November fand wie gewohnt der IHE Day von IHE Austria im Tech Gate Vienna statt. Expertinnen und Experten aus der IT- und Medizintechnik sowie dem Gesundheitswesen fanden sich zusammen, um spannende Einblicke rund um die Themen Interoperabilität, Bilddatenübertragung und die Bedeutung von IHE für Unternehmen zu erfahren und ausgiebig zu diskutieren.

 

IHE Europe

Alexander Schanner, Vorstand von IHE Austria, gab einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen bei IHE-Europe und einen Rückblick über die beiden IHE Europe Connectathons 2023 und 2024, zusammengefasst von IHE Catalyst. Österreich zählt zu den aktivsten Ländern.

 

 

„Es ist eher schon eine Connectathon Week, die aus dem Connectathon, einem Pluggathon, Projectathon und dem IHE Experience Day besteht.“

Die meisten Tests wurden in den Domains Radiologie, IT-Infrastruktur und Patient Care Coordination durchgeführt. Weitere Auswertungen hat die IHE Europe/IHE Catalyst zusammengestellt: IHE Connectathon results

 

Ausblick Connectathon 2025 Wien 

„Im Jahr 2025 haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Anzahl der Domains beim Connectathon weiter auszubauen, aber auch Schwerpunkte aus österreichischer Sicht zu setzen“. Im Detail sollen Profile im Zusammenhang mit myHealth@EU, AI in RIS/PACS Umgebungen, Bilddatenübertragung und Labor diskutiert und getestet werden. Ein weiterer Punkt ist Pharmacy mit ePrescription, eMedikation. „Wir wollen im Rahmen von Projectathons zeigen, was möglich ist“, so Schanner, der Unternehmen aufrief, sich am Connectathon 2025 in Wien zu beteiligen.

 

Schwerpunkte IHE Europe

Aktuell liegt der Fokus bei IHE Europe auf der IHE-Europe AI Interest Group for Imaging Task Force (AIGI TF), IHE Sharazone und der Multi-Country TF on Image Information Sharing, sowie auf der Erweiterung und Stärkung der 27 IHE-Profile, die von der EU-Kommission 2015 verabschiedet wurden. Im Bereich EU Affairs wird an den Projekten XpandDH, xShare, I2x und Xt-EHR gearbeitet. Ein Whitepaper zur Anwendung von IHE-Profile im EHDS Kontext ist in Vorbereitung. „Auch wenn bei EHDS die verpflichtende Implementierung 2029 bzw. 2031 noch in weiter Ferne zu liegen scheint, sollten wir, wenn wir an die Lebenszyklen der Produkte denken, schon heute damit beginnen, diese Produkte, aber auch die Anforderungsprofile in den Ausschreibungen darauf vorzubereiten“, so Schanner.

 

A health Transport for Europe

Bilddatenaustausch in Österreich und im europäischen Kontext

Silvia Winkler, Sigma Software Solutions und DICOM Austria, gab einen detaillierten Einblick in die effiziente Übertragung von Bilddaten im Gesundheitswesen. „Rund um den Patienten gibt es viele Akteure, die diese Bilddaten sehen müssen“, führte Winkler in die Thematik ein.

 

Wie geht der Bilddatenaustausch technisch? Eine Übersicht

 

Im Einzelnen handelt es sich um Zuweisung (Assignment), Überweisung (Referral), Nachsorge (Follow-up), Mammographie-Screening, Teleradiologie und Zweitmeinung. Technisch gibt es zwei Wege – Push und Pull. Bei „Push“ als gerichteten Weg ist ein Adressmanagement erforderlich, es bedarf der aktiven Kontaktaufnahme. Bei „Pull“ als ungerichteten Weg sind die Daten jederzeit ohne weitere Interaktion über die Infrastruktur verfügbar.

Winkler zeigte den Status quo in Österreich mit 270 Krankenanstalten, Röntgeninstituten und niedergelassenen Ärzten sowie Reha und Pflege.  Einen guten Überblick über Usecases gibt die Publikation von Helm E, Schuler A, Mayr H .

In einem im Jahr 2022 gestarteten Pilotprojekt in Wien und der Vinzenzgruppe wurde der Bilddatenaustausch auf Basis von IHE RAD XCA-I mit 87 GDAs in 5 ELGA-Bereichen in 7 von 9 Bundesländern initial umgesetzt. Aktuell sind mit Stand Oktober 2024 fünf Affinity Domains, darunter Wien, eGOR, A1, AURA und NÖ, 36 Krankenanstalten und 51 Ambulanzen und Institute sowie Gruppenpraxen angebunden. „In Wien sind beispielsweise 1,2 Millionen Radiologiestudien registriert, derzeit nur teilweise lesend, aber zunehmend auch schreibend, freut sich Winkler. In Zukunft wird auch ein webbasierter Zugang gefordert sein, der eine Erweiterung in den IHE-Profilen und Anpassungen vorsieht. Erste Implementierungen (PoC) befinden sich derzeit in der Testphase.

 

Ausblick Europäische Aktivitäten – EHDS

Für den grenzüberschreitenden Austausch im europäischen Datenraum wurden bereits fünf Services definiert, darunter Medical Imaging Studies and Reports. Für jeden dieser Services gibt es eine eHN Guideline, die die Anforderungen beschreibt. „Besonders hervorheben möchte ich die eHN Guideline zu Imaging, in der sehr detailliert in Use Cases beschrieben wird, die in Zukunft abgebildet werden müssen“, so Winkler. Erwähnenswert ist auch das eHDSI Monitoring Framework (KPIs), in dem jederzeit live abrufbar ist, wie viele Transaktionen in Europa bereits getätigt wurden.

eHN Guidelines

eHDSI Monitoring Framework (KPIs) 

 

MCWG – Multi Country Working Group

Um die Interoperabilität im Bilddatenaustausch zu gewährleisten, wurde vor drei Jahren die IHE Europe Taskforce „Multi Country Working Group“ gegründet. Mit Vertretern aus mehr als zehn Ländern sammelt die Arbeitsgruppe Expertise über nationale Umsetzungen und gibt Empfehlungen für den Einsatz in IHE-Profilen, HL7, FHIR und DICOM. „Österreich ist mit ELGA sehr weit vorne und gilt als Vorzeigeimplementierung“, freut sich Winkler.

MCGW

 

WG Tech. Spec- D7.2 Medical imaging studies and related reports

Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den Spezifikationen für den grenzüberschreitenden Bilddatenaustausch, der NCP-NCP-Kommunikation unter Berücksichtigung der unterschiedlichen nationalen eHealth-Infrastrukturen. Auch Österreich ist in dieser Arbeitsgruppe vertreten.

XT-EHR Arbeitsgruppe 

 

IHE Internationale Aktivitäten in Sachen Standardisierung und FHIR

Im radiologischen Umfeld arbeitet das IHE RAD Technical Committee noch an der Erstellung eines FHIR Radiology Reports, der im Mai 2025 veröffentlicht werden soll, sowie an DICOMweb.

IHE RAD

 

Aktivitäten IHE Europe Connectathon & Projectathons Juni 2025 Wien

Weniger technisch ging es in den Ausführungen des Vorstandes von IHE Austria, Herwig Loidl, zu. Er fasste die Aktivitäten und Teilnahmen an diversen Kongressen der IHE Austria zusammen und gab bereits einige Details zum bevorstehenden IHE Europe Connectathon bekannt. Um die doch sehr abstrakten Standards greifbarer zu machen, wünscht sich die IHE Austria mehr Success Stories, die von der IHE Austria veröffentlicht werden können und damit mehr Reichweite erhalten und Neueinsteiger motivieren sollen. Unterstützung bei der Erstellung wird von IHE Austria angeboten.

 

„Beteiligen Sie sich an den Vorbereitungen zum IHE Connectathon in Wien mit Ihren Themen!“

Ein klarer Appell ging an Industrie und Stakeholder, sich bereits im Vorfeld des Connectathons einzubringen, ihre Anliegen und Themen mit IHE Austria zu diskutieren. „Nur so können wir die Themen für den Projectathon der Österreichtage sinnvoll und zielgerichtet für Sie aufbereiten“, so Loidl, der einen ersten inhaltlichen Entwurf präsentierte:

 

  • Thema “Bilddaten Austausch” 
  • Empfang von DICOM Daten mittels WADO-RS (basierend auf IHE WIA Profil)
    Suchen und Laden von KOS Objekten innerhalb von ELGA-Domänen (IHE XDS-I.b Profil)
    Suchen und Laden von KOS Objekten zwischen ELGA-Domänen (IHE XCA-I Profil)
  • Thema “eMedikation”
    Österreichische eMedikations-Spezifikationen (basierend auf IHE PRE, PADV, DIS Profilen)
  • Thema “Laborbefund”
    Österreichischer CDA Laborbefund Spezifikationen (basierend auf IHE XD-LAB Profil)

Sie wollen mitarbeiten? Ihre Themen einbringen? Wir freuen uns über Inputs!  Bitte schicken Sie uns ein Email an an office@ihe-austria.at

 

Bericht aus der Praxis: Vorteile einer Teilnahme am Connectathon, Projectathon und Plugathon

 

Bernhard Topeiner von der VISUAPPS GmbH gab einen Einblick, warum IHE für die Industrie wichtig ist und was das Team motiviert hat, am Connectathon teilzunehmen.

Er nahm das Publikum mit auf eine Zeitreise vor IHE und Standardisierung. „Vor dem Jahr 2000 war eHealth eine Ansammlung von technologisch fortgeschrittenen, aber isolierten Bereichen. „Heute bietet IHE einen zertifizierten und streng geprüften Interoperabilitätsrahmen für bestehende und zukünftige Standards.“ Diese werden regelmäßig weltweit in Connectathons, Projectathons und Plugathons getestet.

 

„Die IHE Connectathons sind ein essentieller Teil in der modernen Softwareentwicklung“

 

Wie definiert er selbst einen Connectathon?: „Ein Connectathon = Konnektivitätsmarathon und gemeinschaftliche einwöchige Debugging-Session“. und weiter: „Ein Projectathon ist eine eigene Veranstaltung um spezielle Anwendungsfälle wie z.B. für nationale Erweiterungen zu testen.“

Was wird getestet?: „Letzte Versionen von technischen Frameworks, neue Profile in „Trial Implementations“ und testen von Interoperabilität und Konformität mit den Standards“.

 

IHE Methodik erklärt, c visuapps

Man helfe sich unter den teilnehmenden Firmen gegenseitig und es gebe immer wieder Aha-Erlebnisse auf allen Seiten, bis die Tests schließlich mit „grün“ abgeschlossen werden. Wichtig sei, dass die veröffentlichten Ergebnisse und die neu vergebenen IHE-Siegel jedes teilnehmenden Systems bei öffentlichen Ausschreibungen verwendet werden können. „Das macht es für ein Unternehmen wertvoll und ist vor allem bei Ausschreibungen sehr praktisch, da es einen Nachweis darstellt, dass die Anforderung erfüllt werden kann.“

 

„Eine Kompatibilität mit IHE-Standards, die am Connectathon getestet wurde, ist ein Vorteil für den regionalen Verkauf von Lösungen“.

 

Topeiner schloss seine Ausführungen mit dem Fazit: „IHE ist die konsensgesteuerte Entwicklung von Standards, hilft beim strukturierten Lifecycle Management, ist ein standardisiertes Kommunikationsframework, hilft bei der nahtlosen Systemintegration und de aktive Teilnahme an Connectathons wirkt sich positiv auf ein proaktives Änderungsmanagement aus.” Dies resultiere in Aufwandsreduktionen auf Entwicklerseite und gleichzeitig immense Kostenvorteile für Endkunden.  Auch die Testumgebung „Gazelle“ sei in diesem Zusammenhang wesentlich, bedürfe aber einer gewissen Vorbereitung.

Testumgebung Gazelle

Zusammenfassung und Netzwerken

Herwig Loidl schloss den IHE Day mit einer kurzen Zusammenfassung ab und eröffnete die Diskussion. Ein Teilnehmer des IHE Day schlug vor, einen Einführungsworkshop, wie man an einem Connectathon/Projectathon testet, für IHE Neueinsteiger zu gestalten, das dankend in die Ideensammlung aufgenommen wurde.

 

Zum mitnehmen:

  • Fragen und Inputs für den IHE Europe Connectathon im Juni in Wien bitte an office@ihe-austria.at 
  • IHE Connectathon-Week in Wien, 23. – 27. Juni 2025 
  • Nächster IHE Day: 12.11.2025 
  • Sie erhalten noch keinen Newsletter, wollen aber die IHE Welt kennenlernen und die neuesten Termine bekommen? – >Tragen Sie sich in den IHE Austria Newsletter ein 
  • Wir posten regelmäßig Neuigkeiten auf LinkedIn – folgen Sie uns und diskutieren Sie mit! 
  • Sie haben eine Success-Story für uns? Eine Anwendung in der IHE eine Rolle spielt? Kontaktieren Sie uns, wir helfen Ihnen Ihr Beispiel auch für Neueinsteiger verständlich zu machen! -> marketing@ihe-austria.at 
  • Informationen über IHE Austria  finden Sie auf unserer Website  
  • Technische Informationen über IHE finden Sie auf der Website der IHE-Europe 

 

Pic by Michaela Endemann-Wright